Das Frankfurter Nordend entwickelte sich zu einer begehrten Wohnlage. Mieten und Preise sind stark gestiegen.
(Frankfurt, 31.1.2011) Die Wirtschaft- und Finanzkrise kannte nicht nur Verlierer. Insbesondere der Wohnimmobilienmarkt profitierte von der Krise: Immobilien als risikoarme und wertstabile Kapitalanlage stiegen im Ansehen der Verbraucher. Die höhere Nachfrage wirkte sich in allen prosperierenden Ballungsregionen aus. In Frankfurt ist davon unter anderem der Stadtteil Nordend betroffen. „In den zurückliegenden Jahren wurden hier viele betagte Mietshäuser, häufig Altbauten, umfassend saniert, in Eigentumswohnungen umgewandelt und an Investoren oder Selbstnutzer verkauft“, so Petra Krauß, Vorstandsmitglied des Immobilienverbands IVD-Mitte und Inhaberin der gleichnamigen Immobilienfirma, die seit 20 Jahren in dem Stadtteil als Maklerin und Gebäude-Sachverständige tätig ist. Mittlerweile seien nahezu alle ruhig gelegenen Gebäude saniert, Baulücken wurden mit Neubauten geschlossen. An der „Friedberger Warte“ wurden zahlreiche Einfamilienhäuser und Wohnungen errichtet. Lediglich entlang der Friedberger Landstraße, die als Einfallstraße wegen des Lärms allerdings eher unattraktiv ist, stünden noch Sanierungen aus.
Mit der Aufwertung des Viertels verändert sich zusehends die Bevölkerungsstruktur: zu den Studenten und alteingesessenen Mietern gesellen sich Doppelverdiener-Haushalte und Akademiker-Familien mit hohen Einkommen. Viele Altbauwohnungen, die in den 1970er Jahren in kleinere Wohnungen unterteilt wurden, werden jetzt wieder zu Familienwohnungen mit mindestens vier Zimmern umgebaut.
Für immer mehr Normalverdiener wird das Gebiet unerschwinglich, denn mit der Sanierungswelle stiegen Preise und Mieten im Nordend. Lagen vor fünf Jahren die Nettokaltmieten pro Quadratmeter Wohnfläche noch bei acht bis zehn Euro, so muss man derzeit zehn bis 13 Euro einrechnen. Für frisch sanierte Gebäude liegen die Mieten bei bis zu 14,50 Euro, wie aus den Beobachtungen der IVD-Expertin sowie dem Wohnungsmarktbericht der IHK hervorgeht.
Ähnlich verlief die Entwicklung bei den Wohnungspreisen. Für Gebrauchtwohnungen in gutem Zustand lagen die Quadratmeterpreise vor fünf Jahren im Nordend im Schnitt bei 2.500 Euro. Derzeit muss man für vergleichbare vier Wände 2.800 bis 3.300 Euro einrechnen. Neubau- und kernsanierte Wohnungen schlagen mit 4.000 Euro pro Quadratmeter zu Buche.
Die Bewohner schätzen neben der zentralen Lage – zu Fuß ist man in etwa 15 Minuten auf der Zeil – die gute Infrastruktur: die Fachhochschule ist nahe, es gibt Krankenhäuser und Ärzte, zahlreiche Läden für die Nahversorgung, drei Parks und renommierte Schulen. Eine Straßenbahnlinie sowie drei U-Bahn-Stränge erschließen das Gebiet, in dem 54.000 Menschen leben.
Bei Immobilien-Investoren hat sich zudem herumgesprochen, dass sie in der Mainmetropole nicht nur mit einer hohen Kaufkraft, sondern auch mit steigenden Einwohnerzahlen rechnen können. Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung geht davon aus, dass die Einwohnerzahl bis 2020 um knapp 8.000 auf rund 662.400 steigt. Die Prognose der Stadt Frankfurt kommt in einer Modellrechnung bis 2020 sogar auf 669.000 Einwohner. Dieser Umstand sichert eine stabile Wohnraumnachfrage.
Die von der Stadt angedachte Untertunnelung der A 661 könnte durch die Lärmentlastung insbesondere die östlichen Straßenzüge des Nordends weiter aufwerten. Der Tunnel soll sich zwischen den Stadtteilen Bornheim, Nordend und Seckbach erstrecken. „Man muss aber sehen, ob sich der Aufwand wirklich lohnt. Solch umfassende Bauarbeiten sind sehr teuer, dauern lange und viele Anrainer werden Leidtragende sein, weil sie nicht nur den Baulärm ertragen, sondern auch Teile ihre Grundstücks abtreten müssten“, gibt Krauß zu bedenken.